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WAZ vom 17.06.2003

Von Sylvia Lukassen

Horst-Süd ist nun das Flaggschiff im Tischtennis

Im Verein herrscht noch der Amateurgedanke - Schalke 04 musste Mannschaft aus der Verbandsliga zurückziehen


Wachablösung im Tischtennis: Jahrelang beherrschte der FC Schalke 04 als klassenhöchstes Team die Szene vor Ort. Jetzt hat der TTC Horst-Süd den Königsblauen den Rang abgelaufen. Zum ersten Mal nach 45 Jahren schmettern die Süder in der Oberliga.

Während die Horster am letzten Spieltag den Aufstieg in die vierthöchste deutsche Spielklasse schafften - und das eher ungeplant, meldeten die Schalker kürzlich ihre Mannschaft vom Spielbetrieb der Verbandsliga ab. Dadurch avenciert die Schalker Zweite in der Bezirksklasse nun zur ersten Garnitur.

Auch das war so nicht geplant. Schalkes Tischtennis-Chef Franz-Thomas Weiß erklärt, dass der Vorstand einen Schlussstrich gezogen habe. "Bei den Spielern herrschte die Meinung, in Schalke spielt man nicht umsonst. Jeder, der zu uns kam, wollte Geld - und teilweise nicht wenig. Jetzt wollten wir nicht mehr. Schließlich zahlen die anderen Verbandsligisten ja auch nicht", sagt der Vorsitzende.

Also wanderten die Spieler ab, weil sie woanders mehr verdienen konnten - wie die Brüder Mann, oder weil sie in Schalke nichts mehr bekamen - wie Jovanovic und Gossling. So berichtet es Franz-Thomas Weiß. "Ich habe auch keine neuen Spieler mehr gesucht. Also blieb nichts anderes übrig, als das Team abzumelden."

Jetzt wollen sich die Schalker ganz dem Breitensport und der Arbeit mit Kindern widmen, egal wie groß oder klein deren sportliches Talent ist. "Gerade mit den Kindern leisten wir sinnvolle Arbeit, die wichtig für die Gesellschaft ist", sieht Weiß die Zukunft der Schalker Tischtennis-Abteilung.

Wie diese beim TTC Horst-Süd aussehen wird, das mag Vereinssprecher Franz Greisler nicht zu sagen. Er hofft natürlich, dass dem Klub ein Schicksal wie dem des FC Schalke 04 erspart bleibt: "Abgesehen von Zuschüssen für Ausrüstung und Fahrtkosten hat und wird der Verein Spielern kein Geld zahlen. Bei uns herrscht noch der Amateurgedanke."

Nach dem Aufstieg wurde auch kein Akteure "gekauft". Bis auf Damian Ciuberek (37), der aufgrund persönlicher Kontakte von Erkenschwick nach Horst wechselt, gehen die Süder mit den Aufsteigern in die Oberliga. "Unsere jungen Spieler, die hoffentlich noch länger bleiben werden, sind entwicklungsfähig, können in die neue Rolle hineinwachsen und den großen Sprung in die Oberliga schaffen. Saisonziel ist aber nur der Klassenerhalt", so Vereinssprecher Franz Greisler.

Ist der geschafft, sei nicht auszuschließen, dass die Spieler, weil sie Angebote von anderen Klubs bekommen, auch in Horst Geld verlangen könnten. "Was dann passiert, ich weiß es nicht. Wir warten das einfach mal ab", bleibt Greisler gelassen.

Beim TTC Horst-Süd sei das Vereinsleben noch intakt. Und dieses Gefüge soll auch nicht brechen. Greisler: "Vielleicht liegt ja gerade darin unser Erfolg begründet. Denn es sind ja alle Mannschaften des Vereins aufgestiegen."